Am 21. Oktober 2024 fand die feierliche Verleihung des Landespreises für Dialekt in Baden-Württemberg durch Herrn Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann im Neuen Schloss in Stuttgart statt.
Unter dem Titel „Daheim schwätzen die Leut’“ hatten sich im Dezember 2018 im Neuen Schloss in Stuttgart Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Schule, Kultur und Medien getroffen, um intensiv über Gegenwart und Zukunft der baden-württembergischen Dialekte zu diskutieren. Mit der Verleihung des Landespreises im Neuen Schloss am 21. Oktober 2024 kehrte der Dachverband gewissermaßen an seinen Ursprung zurück.
60.000 Euro Preisgeld in sechs Kategorien
Mundartschaffende aus dem ganzen Land wurden nun bei der festlichen Preisverleihung im Neuen Schloss in Stuttgart vor über 350 Gästen mit dem Landespreis für Dialekt ausgezeichnet. In den Kategorien Neue Medien, Film, Kabarett/Comedy/Live-Performance/Bühnenkunst, Lied/Musik, Literatur und Junge Generation erhielten die 20 Nominierten insgesamt 60.000 Euro Preisgeld.
Ein ganz großer Dank geht an dieser Stelle an alle Mitwirkenden, Unterstützerinnen und Unterstützer sowie die Teilnehmenden am Landespreis für Dialekt 2024. Eine große Freude und Ehre ist es für den Dankverband und für die gesamte Mundartcommunity, dass Herr Ministerpräsident Kretschmann die Verleihung des Landespreises persönlich vorgenommen hat. Ohne sein Engagement und seine Unterstützung wäre ein solcher Landespreis nicht denkbar. Die Flügel hat dem Landespreis die parteiübergreifende Initiative mit den Landtagsabgeordneten um Dr. Markus Rösler MdL verliehen, die sich von Anfang an für die institutionelle Förderung des Dachverbands eingesetzt haben. Eine solche Preisverleihung kann nur durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zuständigen Ministerien gelingen. Insbesondere dem Staatsministerium und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst möchten wir hierfür danken. Auch der ehrenamtlichen Jury mit ihren Mitgliedern Adrian Kutter, Bernhard „Barny“ Bitterwolf, Hanno Kluge, Heidi Haaf, Mick Locher, Patricia Schmidt, Regina Reichert, Sabine Essinger, Stefanie Schneider, Susanna Heim, Thomas Liebscher und Uli Führe gilt ein herzlicher Dank für die herovrragende Arbeit bei der Auswahl der Nominierten. Nicht zuletzt gilt die Achtung und Anerkennung allen Teilnehmenden, die mit ihren zahlreichen und vielfältigen Beiträgen eine Preisverleihung mit so tollen Gewinnerinnen und Gewinnern überhaupt erst möglich machen.
-
Pressestimmen
regioTV – Comedy mit Dialekt: Schwarzwälder gewinnt Landespreis
20.11.2024regioTV – Wendrsonn gewinnt Landespreis für Dialekt
15.11.2024KRZBB – Timundjani erhalten Dialektpreis. Zwei Schwaben machen Ernst mit Comedy im Netz
14.11.2024Badische Zeitung – Zwei Herrischrieder Stimmen für die Mundart
9.11.2024ZVW – Die Band Wendrsonn räumt Landespreis für Dialekt ab: Sängerin kommt aus Welzheim
08.11.2024BadenTVSüd – Dialektpreisgewinner Cossu im Interview: „Dialekt bedeutet Heimat“
30.10.2024Staatsanzeiger – Schwäbischer Dialekt-Krimi mit Verspätung bald im TV?
30.10.2024regioTV – Dialektpreis für schwäbische Comedy – Tim & Jani
30.10.2024Wochenblatt Aulendorf – Kabarettgruppe „Oiga Art“ holt einen Preis nach Aulendorf
27.10.2024Badische Zeitung – Drei Dialektpreise für den Landkreis
24.10.2024Schwäbische – Dialektpreis für Marlies Grötzinger
24.10.2024Rems-Zeitung – Filmemacher Tim Spreng aus Gmünd gewinnt Dialekt-Filmpreis
24.10.2024regioTV – Dialekt und Eigenarten mobil erleben – Mundartweg erhält Dialektpreis
23.10.2024Stuttgarter Zeitung – Muttersprache Schwäbisch – Kretschmann kämpft für Dialekte
23.10.2024Schwarzwälder Bote – „Die Kächeles“ wurden vom Ministerpräsidenten ausgezeichnet
23.10.2024Südkurier – Sie schreiben und singen auf Alemannisch und sind damit erfolgreich
23.10.2024Bammental News – Parlamentarier-Gruppe unterstützt insbesondere junge Künstler
23.10.2024Backnanger Kreiszeitung – Wendrsonn erhält den Landespreis Dialekt
23.10.2024SWR Kultur – Lukas „Cossu“ Staier erhält neuen baden-württembergischen Dialektpreis
22.10.2024regioTV – Ministerpräsident Kretschmann verleiht erstmalig Landespreis für Dialekt
22.10.2024baden.fm – Baden-Württembergischer Dialekt-Preis geht in den Hotzenwald
22.10.2024Hitradio Ohr – Dialektpreis des Landes für gebürtigen Haslacher „Cossu“
22.10.2024Hochrhein-Zeitung – Drei Preisträger des Landespreises für Dialekt kommen aus dem Landkreis Waldshut
22.10.2024Schwäbische Post – Heimatfilm „Mord im Heiligenwald“ aus Tannhausen ausgezeichnet
22.10.2024Stuttgarter Nachrichten – Muttersprache Schwäbisch – Kretschmann kämpft für Dialekte
22.10.2024Badische Zeitung – Erster Dialektpreis des Landes verliehen
22.10.2024Schwäbische – Riesen-Erfolg für die Aulendorfer Schauspieler von „Oigaart“
22.10.2024Gmünder Tagespost – Heimatfilm „Mord im Heiligenwald“ aus Tannhausen ausgezeichnet
22.10.2024Mühlacker Tagblatt – „Quantensprung für Mundart“
22.10.2024Wochenblatt – Landesregierung verleiht erstmals Dialektpreise
22.10.2024ZEIT ONLINE – Sieben Sieger – Kretschmann vergibt ersten Dialektpreis
21.10.2024SWR aktuell – Neuer Landespreis für Dialekt in Baden-Württemberg: Das sind die Gewinner
21.10.2024Tagesschau – Neuer Landespreis für Dialekt in Baden-Württemberg: Das sind die Gewinner
21.10.2024Landtag von Baden-Württemberg – Sieben Sieger – Kretschmann vergibt ersten Dialektpreis
21.10.2024SWR Kultur – Baden-Württemberg verleiht Landespreis für Dialekt
21.10.2024Stuttgarter Zeitung – Sieben Sieger – Winfried Kretschmann vergibt ersten Dialektpreis
21.10.2024Ludwigsburger Kreiszeitung – Dialekt-Preis für den Mundartweg in Poppenweiler
21.10.2024Mannheimer-Nachrichten – The Länd: Landesregierung verleiht erstmals Dialektpreis
21.10.2024Mannheimer Morgen – Sieben Sieger – Kretschmann vergibt ersten Dialektpreis im Südwesten
21.10.2024Rhein-Neckar-Zeitung – Können Dialekte mit der Zeit aussterben? 1
5.09.2024
Impressionen von der Preisverleihung









Alle prämierten Beiträge
Über die Verleihung des Landespreises entscheidet das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst aufgrund des Vorschlags der zwölfköpfigen Jury. Die Mitglieder der unabhängigen und ehrenamtlich tätigen Jury beruft das Ministerium für eine Amtsperiode von vier Jahren ein. Der Landespreis für Dialekt wird künftig alle zwei Jahre an wechselnden Orten vergeben werden.
Hier gibt’s einen Überblick über alle prämierten Beiträge sortiert nach Kategorien.
-
Kategorie Neue Medien
(c) On Location Fotografie Manuela Merkle Hauptpreis
MundArtWeg Poppenweiler
Der MundArtWeg Poppenweiler ist ein Spazierweg, an dem es die unterschiedlichsten Themen zur Mundart und den Eigenarten der Region zu entdecken gibt.
Das Besondere an diesem Weg ist, dass seine Inhalte nicht auf herkömmlichen Schildern statisch präsentiert werden, sondern in digitaler Form auf Smartphone oder Tablet abgerufen werden können und so die Inhalte immer wieder aktualisiert oder erneuert werden können. Lebendige Abwechslung ist garantiert. Dabei überraschen vor allem die Beiträge, die zu hören sind: u.a. ertönen auch prominente schwäbische Stimmen oder es werden originelle Geschichten und Details erzählt. Die Qualität der Inhalte überzeugt und macht Lust, dem Dialekt sein Ohr zu schenken.
Hauptpreis
Lukas „Cossu“ Staier
Lukas Staier tritt seit vielen Jahren unter dem Namen Cossu als Entertainer und Comedian in den sozialen Medien und im Fernsehen auf. Bei Instagram hat er über 300.000 Follower, regelmäßig gibt es neue Beiträge. Er beschreibt sich selbst als Bestsellerautor/Creator/Schauspieler/Lehrer/Rapper und „Echter Schwarzwälder“.
In the Black Forest we say: „Wem g`härsch du?!“. Mit diesem Titel begann im Februar 2021 seine Reise auf Social- Media. Seitdem hat er hunderte Comedy Videos in verschiedenen Dialekten gedreht und hochgeladen- am liebsten in seinem alemannischen Heimatdialekt. Natürlich spielen in seinen Videos aber auch der schwäbische und kurpfälzische Dialekt eine große Rolle – wohnt er doch seit 7 Jahren in Stuttgart, nachdem er zuvor 8 Jahre lang in Heidelberg Lehramt studiert hat. „Mein Ziel ist es mit Humor, die Leute für Dialekte zu begeistern. Ich versuche mit meinen Videos, den sich leider zurückziehenden Dialekten, ein moderneres Image zu verpassen. Dialekte sollen nichts sein, wofür man sich schämt, vielmehr sollte man sie mit Stolz in die Welt tragen. Für mich als dunkelhäutigem Schwarzwälder steht der Dialekt in erster Linie für Heimat und Identität und gleichzeitig für Vielfalt. Sprache schafft Zugehörigkeit und baut Brücken. Dafür möchte ich mit meinem Kanal beitragen!“, so Lukas „Cossu“ Staier in seiner Bewerbung. Die Jury hat er damit voll überzeugt. Sie hebt mit dem Preis auch hervor, dass Lukas Staier ein perfekter Botschafter unserer Dialekte ist weit über die Grenzen von Baden-Württemberg hinaus.
-
Kategorie Film
(c) On Location Fotografie Manuela Merkle Hauptpreis
Mord im Heiligenwald
In einem schwäbischen Dorf in den fünfziger Jahren wird ein tyrannischer Familienvater erschlagen im Wald aufgefunden. Die Angehörigen geraten unter Verdacht. Ermittelt wird von zwei Dorfpolizisten, denen ein Kriminalkommissar samt Assistent vor die Nase gesetzt wird. Eine spannungsgeladene „Zusammenarbeit“, welche die Dorfpolizisten mit schwäbischen Schalk für sich entscheiden.
Laien, die durch ihr unverwechselbares Spiel in ausgezeichneter Mundart den dokumentarischen Charakter des Werks unterstreichen, zeigen in einem handwerklich hervorragend gemachten Film ein bemerkenswertes Spiegelbild der Alltagskultur aus dem Jahre 1953. Kamera und Montage brillieren an historisch detailliert ausgearbeiteten Drehorten.
Förderpreis
Milch ins Feuer
Anna ist schwanger und denkt übers Kastrieren nach. Katinka kann vielleicht doch keine Bäuerin werden und trägt ihren Bikini im Melkstand. Aber Omas Tomaten sind in diesem Sommer besser geworden als jemals zuvor.
Der Film liefert einen Blick ins heutige bäuerliche Leben mit seinen archaischen Wurzeln und Strukturen. In perfekter Mundart beleuchten die Protagonistinnen die Probleme und Perspektiven der Frauen auf sterbenden Bauernhöfen.
Förderpreis
Scheene Weihnachda
Was hört man in der Weihnachtzeit in den schwäbischen Haushalten? Der Nachsprechenversuch von den Schwaben und von der restlichen Welt.
Lehrer und Kinder arbeiten mit großer Freude an ihrer schwäbisches Aussprache.
-
Kabarett/Comedy/Live-Performance/Bühnenkunst
(c) On Location Fotografie Manuela Merkle Hauptpreis
Oiga Art mit dem Programm Schaumschlaga
Die Kabarettgruppe mit sechs Akteuren (vier Männer, zwei Frauen) bringt in ihrem selbstverständlichen oberschwäbischen Dialekt Themen auf die Bühne, die vor der Haustür liegen und exemplarisch für ganz Baden-Württemberg sind, weil sie Alltagsdinge betreffen.
Etwa die Manie, alles mit dem Smartphone zu fotografieren, vom Essen bis zum Pickel ausdrücken sowie Stationen eines Sonnenbrands. Oder die Versuche von kleinen Orten, am Beispiel des fiktiven Sottenweiler, den Tourismus zu fördern, die Nähe zu Einkaufsmagneten zu nutzen oder einen Essautomaten mit scheinbar exotischen Speisen zu bestücken. Die Gesellschaftskritik mit lokalem Einschlag überzeugt durch Originalität.
Skurril und deftig sind die Bühnenfiguren. Sie werden ohne erhobenen Zeigefinger einfach als Typen vorgestellt. Dabei handelt es sich um Nachbarn oder Honoratioren. Die nie hölzernen Akteure überraschen, allein oder in kleiner Gruppe mit ihren Auftritten, die gern auch mal kurz sein können, aber nie vorhersehbar. Der Dialekt wird gelebt, gerade wenn er auf Denglisch und Hochdeutsch trifft.
Förderpreis
Fabian Bürkin mit seinem Programm Let’s schwätz
Dem Alemannen vom Kaiserstuhl gelingt es in seinem Programm, über den Dialekt nachzudenken ohne eine Lehrstunde aus standardsprachlicher Position abzuhalten. Konsequent bleibt er selbst in der Mundart, wenn er Erklärungen gibt und Gefühle sucht, die im Dialekt mitschwingen. Er operiert mit unscheinbaren, wenig bekannten Begriffen oder Sprüchen. Dabei erzeugt er Aha-Effekte oder blödelt auch mal. Vom Publikum ist Mitdenken gefragt, keine schenkelklopfenden Bestätigungen, die durch altbekannte Sprachkuriositäten erzeugt würden. Schließlich macht sich Bürkin auf die feinsinnige Suche nach neuen passenden alemannischen Wendungen für Zeitgeistiges oder Emotionales. Sein Programm wendet sich auch an jüngere Generationen, von denen genaues Zuhören verlangt wird.
geteilter Förderpreis
Die Kächeles aus Dormettingen
Die Kächeles sind seit Jahren die Spezialisten für gelebten schwäbischen Geschlechterkampf. Dort begegnen sich zwei, die ihre Ecken und Kanten mit sprachlicher Direktheit ausleben und Konflikte persönlicher Art auf die Spitze treiben. Alltägliche Anlässe, die eine harmlose Diskussion ermöglichen könnten, werden zu einer Fehde mit Dialekt-Kaskaden, die dem Publikum keine Chance lassen, nicht zu lachen. Außerdem sind die Themen jedem selbst aus den eigenen Beziehungen bekannt. Bei aller Derbheit und Stereotypen schaffen es die Kächeles, den Figuren von Frau und Mann erkennbare Charaktere zu geben, die im bodenständigen Dialekt miteinander hadern und befreiende Nicht-Vorbilder zeigen.
geteilter Förderpreis
Onne und Ingrid aus Bruchsal
Onne und Ingrid spielen selbstgeschriebene Sketche in südfränkischer und kurpfälzer Mundart beim Theater „Die Koralle“ in Bruchsal. Sie zeigen sich als herzensgute und knitze Frauen, die sich in ihrem Dialekt durch die Tücken des Lebens schlagen. Gerade Südfränkisch ist seltener auf der Kabarettbühne zu erleben, da er weniger markant und bekannt ist. Dennoch hat auch er seinen Tonfall und seinen speziellen Wortschatz, wie Anne Heiler zeigt. Zusammen mit Anne Sessler präsentiert sie sich als hauptberufliche Putzfrau. Wenn die beiden dabei auf automatisierte Reinigung durch Videoüberwachte Geräte setzen, bleibt bei Verwicklungen kein Auge trocken. Erlebnisse im Thermalbad oder mit den Enkeln auf dem Spielplatz sind weitere originelle Themen dieses Duos.
-
Lied/Musik
(c) On Location Fotografie Manuela Merkle Hauptpreis
Markus Stricker und Wendrsonn mit dem Titel „Geile Zeit“
Mit dem Titel „Geile Zeit“ spricht Markus Stricker alle Generationen an. Der ansprechende Text wird auf eine eingängige Melodie mit sehr guten Arrangement gesetzt. Sauber intonierter Satzgesang und der perfekte instrumentale Einsatz zeugen von langjähriger Bühnenerfahrung. Markus Stricker ist ein überzeugter und überzeugender Botschafter der Mundart.
Förderpreis
Elena Seeger mit dem Titel „Nachtkrapp“
Mit ihrem überaus lyrischen Text schwelgt Elena Seeger in Erinnerungen an die Kindheit. Ihr gekonnter Umgang mit der schwäbischen Sprache ruft assoziative Bilder in den Köpfen der Zuhörerinnen und Zuhörer hervor. Elena Seeger hat eine unverwechselbare Stimme, mit der sie variabel und stilsicher im Ausdruck ihre Inhalte transportiert. Phrasierung und musikalische Ausarbeitung sind vorbildlich.
Förderpreis
Manuel Dörflinger und LUDDI mit dem Titel „Ich schwätz alemannisch“
Manuel Dörflinger zeigt in der Liebeserklärung an seine alemannische Muttersprache, wie klangvoll Mundart sein kann. Schöne Wortbilder bleiben im Gedächtnis und zeugen von der Ausdrucksstärke mundartlicher Texte.
Instrumental und vokal gut aufeinander eingespielt, mitreißend und publikumswirksam musiziert die Gruppe LUDDI und animiert zum Mitsingen. Der rockige Refrain geht gleichzeitig ins Ohr und in die Füße.
-
Literatur
(c) On Location Fotografie Manuela Merkle Hauptpreis
Sandhya Hasswani: „Friide“
Wenn die Jury, unabhängig voneinander, sich auf einen ersten Platz festlegt, dann muss die Entscheidung richtig sein. Es ist eine unglaublich berührende, authentische Prosaerzählung im alemannischen Dialekt, dicht und verwoben wie ein orientalischer Teppich. Bilder werden lebendig, ziehen den „Betrachter“ in die Geschichte, in die Problematik hinein, lassen teilhaben und nehmen gefangen. Trotz aller Dramatik findet die Autorin eine Lösung in der Geschichte wie im Leben: Frieden. Dabei verfügt sie über eine große Kunstfertigkeit: Sie erzählt einfach ganz „einfach“, ohne Übertreibungen, ohne Tricks. Und als sie am Schluss noch die Prosa in Lyrik auflöst, ist ihr mit dieser Erzählung insgesamt ein Kunstwerk gelungen.
geteilter Förderpreis
Theresa Dold: „Drachewolkeritt“
Es ist ein gefährlicher, aber auch schöner Drachenwolkenritt, auf den die Autorin uns in ihrem lyrischen Gedicht in alemannischer Sprache mitnimmt. In sprachlich wunderschön „gemalten“ Bildern überzeugt sie uns davon, dass es richtig ist aufzubrechen und loszulassen, wenn einen das Leben zu sehr aufrüttelt.
geteilter Förderpreis
Marlies Grötzinger: „Loslau“
Dass sich der schwäbische Dialekt auch für Lyrik eignet, davon weiß die Autorin schon seit Jahren überzeugend zu berichten. Das Loslassen der Blätter am Baum beschreibt symbolisch auch die Trennung einer Mutter von ihren Kindern oder den Abschied von einer geliebten Person. Das Loslassen kann man, muss man lernen. Erst dann ist dieser Prozess vollendet.
Förderpreis
Berthold Kracke: „Schlüsselerlebnis“
Eine Sitzung bei der Psychotherapeutin. Das ist keine Hochliteratur, aber gute Unterhaltung in Karlsruher Dialekt. Spannend, lustig und so gut inszeniert, dass man richtig an der Story hängenbleibt. Und zum Schluss gibt es, passend zum Titel, eine überraschende, pfiffige Pointe. Ein gelungenes Schlüsselerlebnis.
-
Junge Generation
(c) On Location Fotografie Manuela Merkle (c) On Location Fotografie Manuela Merkle Hauptpreis
timundjani – Tim Greif und Jan Bräuninger
Tim und Jani haben sich mit ihrem „Schwäbischen Qualitätscontent“, wie sie es selbst nennen, in den sozialen Netzwerken bereits einen Namen gemacht und begeistern mit über 294.000 Followern auf TikTok, 82.000 auf Instagram und mehr als 16 Millionen Likes eine beachtliche Community. Mit Witz, Charme und einer ordentlichen Portion Selbstironie nehmen sie klassische schwäbische Stereotypen aufs Korn. Dabei schaffen sie es, alltägliche Situationen in humorvolle Sketche zu verpacken und den Dialekt auf charmante Weise in den Alltag der jungen Generation zu bringen.
Ihre Videos als Spiegelbild der Alltagskultur fördern den bewussten Umgang mit dem sprachlichen Erbe. Tim und Jani setzen dabei ein klares Zeichen: Dialekte sind kein Relikt der Vergangenheit, sondern lebendig und ein wichtiger Teil unserer Identität und Kultur.
Förderpreis
Schlichterbänkle – Schlossgartenschule Berghausen
Schulprojekt, das aus drei Komponenten besteht: Beschäftigung mit der Mundart, Anfertigen der Schlichterbänkle mit eingefrästen Sprüchen in Mundart und Präsentation eines Sketches in Fränkisch.
Der eingesandte Beitrag zeigt die Planungen, die Vorarbeiten, die Durchführung und Präsentation in Bildern und Beschreibungen. Er handelt sich um eine Werkrealschulklasse (5) mit einem Inklusionskind im Rollstuhl, das gut eingebunden wurde.
Gut durchdachtes Projekt, das sorgfältig geplant und durchgeführt wurde. Einige Stunden Mundartunterricht mit einem Experten gingen voraus. Von ihm stammt auch der Sketch „Em Babba sein Schlappa“. Diese Vorarbeit ermöglichte den Kindern erst, sich Sprüche für ihre Bänkle auszudenken, da vermutlich viele zu Hause keinen Dialekt sprechen.
Die Sprüche auf den fertigen Bänkle sind echte „Hingucker“ und werden sicher oft gelesen, wenn jemand an der Bank vorbeigeht oder sich setzt. Hohe Nachhaltigkeit. Sie sorgen auch für ein „Augenzwinkern“ beim Betrachter und sprechen dadurch humorvoll, freundlich an.
Die Kinder haben sehr viel selbst gearbeitet und sind sicher stolz auf ihr Werk. Man sieht auf den Fotos, mit welchem Engagement und Eifer sie arbeiten und welche Freude sie dabei haben.
Das Projekt regt zum Nachmachen an, solche Bänke könnten viele Schulen brauchen und auch in Gemeinden könnten welche aufgestellt werden. Auf diese Weise schleicht sich die Mundart schelmisch in das Bewusstsein der Menschen.
geteilter Förderpreis
Jona Raff: Bärenhof Filderstadt
Der „junge Mann“, eigentlich noch ein Dreikäsehoch, erklärt in zahlreichen Facebook-Posts, was auf dem Hof alles gesät, gepflanzt oder im Gewächshaus angebaut wird.
Er spricht fast durchgängig in der Mundart (der Stuttgarter Region) und verwendet die typischen schwäbischen Wörter für die Fachbegriffe (zopfla, Butza, …).
Seine Sätze sind gut verständlich und in passendem Tempo gesprochen. Dabei zeigt er an den Pflanzen, auf was es ankommt. Er macht die Arbeitsschritte vor.
Seine Posts sind ernsthaft, lehrreich, informativ, aus dem Alltag heraus ohne Klamauk, aber durchaus mit Humor und kindlichem Eifer.
Die Grundidee ist sehr originell, spricht an und zeigt einen Einblick in den Betrieb, in dem tolle Nachwuchskräfte heranwachsen, die sich frühzeitig mit den Aufgaben dort beschäftigen. Dabei ist die Auswahl an Gemüsearten gut gelungen, vielfältig und ansprechend. Man erfährt auch Details, wie z.B. die Hummelbestäubung. Der Film ist an keiner Stelle langweilig.
Die Posts sind über eine längere Zeit entstanden, da die Pflanzen in unterschiedlicher Form gezeigt werden. Es ist also ein größeres Projekt und nicht nur an einem Nachmittag entstanden. Damit hat der Junge auch Beständigkeit und Durchhaltevermögen gezeigt.
Sehr gut gelungener Beitrag, bei dem die Sprache authentisch rüberkommt und einen Blick in den Alltag erlaubt. Vorbildcharakter, große Reichweite, originell und super Leistung für das Alter.
geteilter Förderpreis
Leonie Huber: Großputzete
Die 10jährige Leonie hat einen zweiseitigen, alemannischen Text zu einem Umweltproblem geschrieben. Darin geht es um drei Kinder, die im Wald Müll einsammeln wollen. Dabei entdecken sie ein Wolfsjunges, das in einer Drahtschlaufe gefangen ist. Sie befreien das bereits schwache Tier, bauen eine Trage und bringen es heim. Es wird vom Tierarzt behandelt und dort gesund gepflegt. Mit einem Brief an den Bürgermeister schaffen es die Kinder, dass alle zu einer Dorfputzete aufgerufen werden, der ersten des Ortes, und alles sauber ist. Zum Schluss dürfen die Kinder das Wolfsjunge zusammen mit dem Tierarzt im Wald freilassen. Sie hoffen, dass die Putzete bald wiederholt wird.
Inhaltlich sehr ansprechende Geschichte mit vielen Aspekten: Freundschaft, Leben im häuslichen Umfeld, Tierliebe, Umweltschutz, Mut, selbstständiges Handeln, aber auch Hilfe holen/einfordern.
Die Geschichte spricht Kinder und Erwachsene an. Das Thema ist aktuell, sowohl der Müll als auch die zunehmende Wolfspopulation.
Vorbildlich und nachhaltig. Die Geschichte lädt zum Lesen ein. Kurz und gehaltvoll, aber ausgeschmückt und lebendig, so dass man sich die Handlung gut vorstellen kann. Wäre als Lesetext für Schulen gut geeignet.
Sehr gut gelungene Kurzgeschichte mit aktuellem Inhalt, kindgerecht, lebendig und durchgängig in Alemannisch geschrieben.